25 Jahre sind seit dem Mauerfall vergangen. Doch der Weg zur ‚inneren Einheit, die von Helmut Kohl 1997 gepriesen wurde, ist noch lang. Mythisierung und Standardisierung prägen den normativen und medialen Diskurs. Die Zeit scheint gekommen zu sein, nach neuen Paradigmen zu suchen. Dies will diese Arbeit leisten. Durch ein innovatives methodisches Verfahren anhand der Analyse von biographisch-orientierten Fotointerviews im Sinne der praxeologischen Wissenssoziologie, gibt sie eine neue Perspektive auf Fragen der Identität und der Sozialisation an. Durch die Untersuchung des Umgangs von ehemaligen DDR-Bürgern mit ihren eigenen Privatfotografien wird untersucht, wie diese sich habituell (In Anlehnung an Bourdieus Konzept des Habitus) mit persönlichen und sozialen Identitäten aber auch mit normativen Erwartungen auseinandersetzen. Es wurde untersucht, welche impliziten Wissensstrukturen die Interaktion und ferner die Konstruktion einer Ich-Identität leiten. Dabei sollte beobachtet werden, ob Zeichen von Brüchen oder von Identitätsarbeit sichtbar werden und wenn ja, welche Faktoren entscheidend sind. Anhand der Bilder und ihrer Rezeption konnte herausgearbeitet werden, dass die Individuen über habituelle Ressourcen verfügen, die ihren Umgang mit Identität mitbestimmen. Diese Ressourcen hängen stark mit Erfahrungen der Anerkennung zusammen, die zum Teil im primären (d.h. familiären und peers-) Umfeld erlebt wurden. Eine entscheidende Rolle spielt außerdem die Erfahrung einer „sozialen Desintegration“. Es konnte gezeigt werden, dass Brüche, im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung, nicht primär von den systemischen Veränderungen (u.a. mit dem Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus) abhängen, sondern primär auf einer individuellen und sozialen Ebene angesiedelt sind. |