Ein Leben in A J l e o n n ny i Deutschland – Palästina – Israel inhalt Kindheit und Jugend 5 Eltern und Familie 6 Schulzeit 9 Jugend und Zionismus 11 Auswanderungspläne 13 Reichspogromnacht in Paderborn 14 Enteignung und Deportation der Familie Rosenbaum 15 Betreuerin im Hachschara-Lager Schniebinchen Palästina 17 Neubeginn in Erez Israel 18 Militär und Jewish Agency Israel 23 Zuhause 24 Begegnungen einer Europareise 26 Erste Erfolge als Schriftstellerin 27 Paderborner Kulturpreis 28 Leben mit Enkelkindern Ehren und Erinnern 31 Wiederentdeckung und späte Anerkennung 32 Gründung des Jenny-Aloni-Archivs 33 Erinnerungsorte in Paderborn 36 Lebensdaten 38 Werke 39 Impressum Vorwort/ 3 Jenny Aloni. Ein Leben in Deutschland, Palästina und Israel Die Schriftstellerin Jenny Aloni wurde am 7. September 1917 als Jenny Rosenbaum in Paderborn geboren. Schon in jungen Jahren begann sie zu schreiben. Das Schreiben wurde zu einem elementaren Bestandteil ihres Lebens, insbesondere als sie sich im Alter von 17 Jahren auf die Auswanderung vorbereitete und schließlich 1939 nach Palästina emigrierte. Erste Erfolge als Schriftstellerin stellten sich in den 1960er-Jahren ein – Jenny Aloni galt in Deutschland mit Werken wie dem Roman„Zypressen zerbrechen nicht“ und dem Erzählband„Jenseits der Wüste“ als bedeutsame Stimme Israels. Danach geriet sie weitgehend in Vergessenheit. Als in den 1980er-Jahren die Professoren Friedrich Kienecker und Hartmut Steinecke an der Universität-Gesamthochschule Paderborn mit der Herausgabe ihrer Werke begannen, verhalfen sie der Schriftstellerin zu einer erneuten literarischen Anerkennung. Das Werk von Jenny Aloni und auch die Editions-Werkstatt, das 1992 von Prof. Steinecke an der Hochschule gegründete JennyAloni-Archiv, wurden überregional und international bekannt. Am 30. September 1993 starb Jenny Aloni im Alter von 76 Jahren in Ganei Yehuda, Israel. Die Edition der Werke wurde weiter fortgeführt, gleichfalls die Herausgabe ihrer Tagebücher und ihr Briefwechsel mit dem Schriftsteller Heinrich Böll. Mit der Übernahme des Nachlasses sowie des Editionsapparates, des JennyAloni-Archivs, in das Archiv der Universität Paderborn wurden die Dokumente zum Leben und Werk von Jenny Aloni dauerhaft gesichert und für die weitere Forschung zugänglich gemacht. Anlässlich des 100. Geburtstages erinnerte die Universität Paderborn an das Leben der jüdischen Literatin vom 6. September bis zum 19. Oktober 2017 unter dem Titel„Jenny Aloni. Deutschland – Palästina – Israel“ mit einer Ausstellung, die Anstoß für diese Broschüre gab. KINDHEIT UND JUGEND Jenny Rosenbaums Eltern, Henriette(Henny) und Moritz Rosenbaum, mit Töchtern Kindheit und Jugend/ 5 Eltern und Familie Jenny Rosenbaum wird am 7. September 1917 als jüngste Tochter jüdischer Eltern in Paderborn geboren. Ihr Vater ist der aus Paderborn stammende 43-jährige Kaufmann Moritz Rosenbaum, ihre Mutter ist die 33-jährige Henriette Rosenbaum, geb. Eichengrün, die aus Beringhausen im Sauerland stammt. Jennys Schwester Martha, die 1910 geboren wird, stirbt bereits vor Jennys Geburt im Alter von sechs Jahren. Ihre Schwester Irma kommt 1913 zur Welt. Jenny Rosenbaum wächst in einem schönen, großzügigen Wohn- und Geschäftshaus in der Bachstraße 2 im Paderquellgebiet auf. In diesem Haus betreibt ihr Vater gemeinsam mit seinem Bruder Sally die vom Vater Levi Rosenbaum übernommene Rohproduktenhandlung mit Fellen und Altmetallen. Moritz und Sally Rosen­baum sind geachtete, wohlhabende Geschäftsleute in Paderborn, die Familien angesehen und respektiert. Wenngleich Antisemitismus immer wieder virulent und augenfällig ist, liegt es für die Rosenbaums außerhalb jeder Vorstellung, dass ihr Leben und ihr Dasein bedroht sein könnten. Doch mit der nationalsozialistischen Machtübernahme radikalisieren sich Anfeindungen und Ausgrenzungen, es folgen Boykotte und Berufsverbote, dann Enteignung, Deportation und Ermordung. Fast die gesamte Familie Rosenbaum und zahlreiche ihrer Verwandten werden Opfer der Shoah. Jenny Rosenbaum, ungefähr 14-jährig, um 1932 Wohn- und Geschäftshaus Rosenbaum, Bachstraße 2, um 1940 6 / Kindheit und Jugend Schulzeit Als Jüdin wächst Jenny Rosenbaum in einem katholisch geprägten Umfeld auf. Die Rosenbaums sind im Judentum fest verankert. Dabei verstehen sie sich als Deutsche jüdischen Glaubens, die als Paderborner Bürger regelmäßig die Synagoge besuchen. Im Alltag sind die Rosenbaums weitgehend assimiliert. Sie haben keine Bedenken, ihre Töchter auf eine katholische Klosterschule zu schicken. Von 1924 bis 1935 besucht Jenny Rosenbaum in Paderborn die Vorschule und das Lyzeum St. Michael. Eine wichtige Bezugsperson für die lebhafte und lernbegierige Heranwachsende wird ihre Deutsch- und Kunstlehrerin Margarete Zander, die Jenny Rosenbaum seit der Quinta(6. Klasse) unterrichtet. Die Lehrerin ermutigt Jenny Rosenbaum in ihren frühen Schreibversuchen. Margarete Zander unterstützt außerdem ihr Interesse an religiösen sowie philosophischen Themen und fördert ihr Verständnis für politische Zusammenhänge. Sie macht die junge Schülerin auch mit zionistischem Gedankengut und den Schriften des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber bekannt. Die engagierte Pädagogin erregt jedoch Missfallen und verlässt später Paderborn. Nach dem Krieg bemühen sich Margarete Zander und Jenny Rosenbaum fast gleichzeitig um Kontakt und bleiben bis zum Tod der Lehrerin im Jahr 1986 in enger Verbindung. Abgangszeugnis des Oberlyzeums St. Michael Paderborn, 5.4.1935 Jenny Rosenbaum(vorne Mitte) und ihre Schulklasse, um 1931 /32 Jenny Rosenbaum, um 1935 Margarete Zander, Jenny Rosenbaums Lehrerin am Oberlyzeum St. Michael in Paderborn St. Michaelsschule vom Rothoborn aus, Ansichtskarte, um 1940 Jüdische Pfadfindergruppe, vorne rechts Jenny Rosenbaum, dahinter rechts Heinz Philipps, um 1934 Gutachten der Leiterin der St. Michaelschule, 16.7.1938 Kindheit und Jugend/ 9 „Ich bin auf Hach-­ schara gegangen. Ich habe es getan gegen den Willen meiner Eltern. Ich bereue es nicht. Eines nur tut mir weh, der Gedanke an meine Mutter, mein Vater wird sich evtl. darin geben …“ 12.8.1935 Jugend und Zionismus Jenny Rosenbaum ist bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten 15 Jahre alt. In ihren noch jungen Jahren reagiert sie mit einer bemerkenswerten Klarheit und Weitsicht auf die politische Situation. Ihren Eltern entfremdet sie sich mit dieser konsequenten Einstellung zunehmend. Sie wird Mitglied in der 1931 gegründeten Ortsgruppe des Jüdischen Pfadfinderbundes Deutschlands (JPD)„Brit Hazofim“. Nach 1933 werden in der Gruppe zunehmend zionistische Ideen diskutiert. Damit lösen sich die Jugendlichen vom Assimilationsgedanken vorangegangener Generationen. Jenny Rosenbaum wird durch die Pfadfindergruppe über politische Aktivitäten verschiedener jüdischer Organisationen informiert. Sie erfährt von den Ausbildungslagern(Hachschara-Lagern) für Jugendliche, die ohne Eltern nach Palästina auswandern wollen. Der Leiter der Paderborner Ortsgruppe„Brit Hazofim“, Heinz Philipps, entscheidet sich für diese Möglichkeit. Im Frühjahr 1934 geht er vorzeitig vom Gymnasium ab, um in einem Hachschara-Lager eine landwirtschaftliche Ausbildung zu machen, und wandert 1936 nach Palästina aus. Jenny Rosenbaum übernimmt 1934 die Leitung der Pfadfindergruppe. Mitglieder der jüdischen Pfadfindergruppe„Brit Hazofim“ Paderborn auf den Fischteichen, um 1934; linkes Boot: Bea Kochmann (Emigration USA 1936), Heinz Philipps(Emigration Palästina 1936) und Edith Goldschmidt(Emigration Palästina 1936); mittleres Boot: Jenny Rosenbaum, rechtes Boot: Helga Blumenfeld(Emigration Palästina 1939) Innenseite von Jenny Rosenbaums Kennkarte. Ab 1. Januar 1939 gelten Kennkarten für Juden, die mit einem„J“ und dem Zwangsnamen„Sara“ bzw.„Israel“ gekennzeichnet sind. Zeugnis Gut Winkel, 7.8.1936 „Siehe, wir stehen vor der Frage, was den Juden hier in Zukunft widerfahren wird. Es ist unmöglich, ohne Angst davon zu denken.“ 20.6.1938 Kindheit und Jugend/ 11 „Nein, nicht, weil es nicht anders geht will ich verändern helfen, weil es anders sein soll tue ich es.“ 16.11.1937 Auswanderungspläne Die Präsenz des Nationalsozialismus ist bald unübersehbar. Am Lyzeum St. Michael wird am 21. März 1933 das erste Mal die Hakenkreuzfahne gehisst. Wenig später kommt es zu offener Gewalt gegen Juden. Der von der Reichsleitung der NSDAP für den 1. April 1933 angesetzte Boykott jüdischer Geschäfte beginnt in Paderborn schon in der Nacht vom 28. auf den 29. März. Schaufenster werden zugeklebt und mit antisemitischen Parolen beschmiert. Im Wohnund Geschäftshaus Rosenbaum werden zahlreiche Fenster und das Firmenschild zerschlagen. Die Erfahrung von Antisemitismus, Ausgrenzung und Gewalt lässt bei Jenny Rosenbaum den Entschluss zur Auswanderung nach Palästina konkret werden. Im Frühjahr 1935 verlässt die 17-Jährige entgegen elterlicher Einwände das Lyzeum St. Michael nach der Obersekunda(11. Klasse). Im Mai geht sie in das Hachschara-Lager auf Gut Winkel nahe Berlin. Sie beginnt dort, ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch festzuhalten. Auf dem Gut erlernt sie land- und hauswirtschaftliche Grundkenntnisse, die Siedler in Palästina benötigen. Die Jugendlichen diskutieren auch intensiv über den zukünftigen Staat der Juden. Mit dem Eintritt in den Jugendbund„Habonim“(Die Erbauer) im Juli 1936 bekennt sie sich zu einer sozialistischen Ausrichtung. Von der Religion entfernt sie sich zunehmend. Im Herbst 1936 zieht sie nach Berlin, lebt in einfachen Verhältnissen und dauernder Geldnot. Dennoch engagiert sie sich in der„Jüdischen Jugendhilfe“ und belegt Kurse an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Postausweiskarte, ausgestellt in Berlin am 11.3.1937 Brennende Paderborner Synagoge – Feuerwehrleute schützen die umliegenden Gebäude vor dem Feuer, 10.11.1938 Schaulustige beobachten den Brand der Paderborner Synagoge am 10.11.1938 Kindheit und Jugend/ 13 „Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein.“ 8.11.1938 Reichspogromnacht in Paderborn In Berlin bereitet sich Jenny Rosenbaum 1938 am Oberlyzeum der Israelitischen Synagogengemeinde Adaß Jisroel auf das Abitur vor, das sie am 21. Februar 1939 besteht. Sie befindet sich mitten in den Abiturprüfungen, als sie das von den Nationalsozialisten initiierte Pogrom gegen die Juden erlebt. Nachdem sie vergeblich versucht hat, ihre Familie telefonisch zu erreichen, reist sie voller Sorge nach Paderborn. Das Elternhaus findet sie verwüstet vor. Sämtliche Fensterscheiben sind zertrümmert, das Mobiliar in den Geschäfts- und Wohnräumen ist beschädigt. Die verzweifelte Mutter berichtet Jenny von der nächtlichen Verhaftung und anschließenden Deportation des Vaters, des Onkels Sally und des Cousins Ludwig in das Konzentrationslager Buchenwald. In Paderborn werden, wie im gesamten Deutschen Reich, in der Nacht vom 9. auf den 10. November jüdische Einrichtungen, Geschäfte, Häuser sowie jüdische Friedhöfe zerstört, geplündert und geschändet. Die jüdische Bevölkerung wird schikaniert und misshandelt. Jüdische Männer werden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Auch die Syna­ goge in Paderborn wird Ziel organisierter Gewalt. Die Inneneinrichtung wird von SA- und SS-Männern zerschlagen und fortgeschafft. Am Nachmittag des 10. November 1938 wird die Synagoge unter Beteiligung des Stadtbaurats und des Leiters des städtischen Fuhrparks in Brand gesetzt. Die anwesende Feuerwehr löscht die Flammen nicht, sondern kontrolliert das Feuer, um angrenzende Gebäude und das nahe gelegene St. Vincenz-Krankenhaus nicht zu gefährden. Synagoge, Busdorfkirche und St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn, Ansichtskarte um 1920 14 / Kindheit und Jugend Enteignung und Deportation der Familie Rosenbaum Als der Vater und der Onkel am 21. November 1938 aus dem Konzentrationslager Buchenwald entlassen werden, sind das Warenlager des Geschäfts sowie diverses Mobiliar gepfändet. Nach der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 wird den Brüdern Rosenbaum die Geschäftsführung verboten. Sie werden gezwungen, den Handel aufzugeben und das Wohn- und Geschäftshaus zu verkaufen. Die Stadt Paderborn wird für 30.000 RM Eigentümerin von Haus und Grundstück. Der Familie Rosenbaum wird ein auf wenige Zimmer beschränktes Wohnrecht eingeräumt, bis sie Ende April 1942 zunächst in das„Judenhaus“ Grunigerstr. 3, danach in das„Judenhaus“ Grube 13/15 eingewiesen wird. Im Juli 1942 wird die Familie nach Theresienstadt deportiert. Jennys Eltern und ihre Schwester Irma, Tante Henriette und Cousin Kurt werden in der Shoah umgebracht. Nur Onkel Sally überlebt die Lager und gelangt Anfang 1945 mit einem Austausch in die Schweiz. Von seinem Sohn Ludwig, der nach seiner Entlassung aus dem KZ Ende Juni 1939 emigrieren konnte, wird er nach England geholt. Das Haus Bachstraße 2 wird am 27. März 1945 durch einen Luftangriff zerstört. Nach dem Krieg werden die Trümmer beseitigt und ein Quellteich in der neu gestalteten Parkanlage des Paderquellgebietes angelegt. Familienfoto Rosenbaum; hintere Reihe v. l. Henriette (Henny), Moritz, Hedwig, Ludwig, Adele, Henriette(Jette) und Kurt Rosenbaum, Minna, Felix, Sally und Kurt Steeg und Sally Rosenbaum; vordere Reihe v. l. Jenny, Irma, Erich und Ilse Rosenbaum, vor Februar 1937 Kindheit und Jugend/ 15 Betreuerin im Hachschara-Lager Schniebinchen Mit einem Schreiben vom 30. März 1939 wird Jenny Rosenbaum zum Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem zugelassen, verbunden mit einem geringen Stipendium. Eine Auswanderungslizenz nach Palästina erhält sie allerdings nicht. Das Land steht seit 1922 unter dem Völkerbundsmandat der Briten, die die Zuwanderungsquote deutlich beschränken. Eine Arbeitsstelle findet Jenny Rosenbaum ungefähr hundertachtzig Kilometer von Berlin entfernt in Schniebinchen, heute Swibinki, Polen, wo sie ab April 1939 als Madricha(Betreuerin, Lehrerin) in einem Hachschara-Lager arbeitet. In dem Ausbildungslager unterrichtet sie unter anderem Hebräisch und Palästinakunde, leitet Gesprächsrunden, organisiert Feiern und beschäftigt zum Teil schwer erziehbare Kinder und Jugendliche. Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Das Hachschara-Lager liegt bedrohlich nah an der polnischen Grenze. Mit Kriegsbeginn ist im Grunde eine legale Auswanderung nach Palästina gestoppt. Als Begleiterin einer Jugendgruppe erhält Jenny Rosenbaum doch noch eine Auswanderungsgenehmigung. Am 26. November 1939 kann sie Deutschland verlassen. Im„Bericht über Schniebinchen“ für die„Jüdische Jugendhilfe“ beschreibt sie Ende 1939 ihre sechsmonatige Arbeit in dem Hachschara-Lager. Diese Darstellung wird ihre erste Veröffentlichung. Im Jahr 1940 wird der Bericht in einer deutschsprachigen Zeitschrift für die Jugend-Alijah in London gedruckt. Blick vom Paderberg über die Bachstraße, früheres Wohnhaus Rosenbaum, genutzt als Stadtbücherei und Standesamt, um 1943 Hachschara-Lager, vermutlich Schniebinchen, Niederlausitz Jenny Rosenbaum, vorne links sitzend, in Schniebinchen kurz vor ihrer Auswanderung nach Palästina, November 1939 PALÄSTINA Palästina/ 17 Neubeginn in Erez Israel Mit dem Schiff„Galilea“ erreicht Jenny Rosenbaum völlig mittellos am 5. Dezember 1939 Palästina. In Jerusalem beginnt sie an der Hebräischen Universität zu studieren. Sie hat den Wunsch, Lehrerin zu werden. Im Hachschara-Lager hat Jenny Rosenbaum bereits die Landessprache Ivrith, das moderne Hebräisch, erlernt und die Sprache später selbst unterrichtet. Doch der Neuanfang ist strapaziös, ihr begegnet nicht nur Wohlwollen. Das Stipendium ist gering, mehrere Hilfsjobs sichern ihr einigermaßen den Lebensunterhalt. In einigen Arbeitsverhältnissen wird sie schlecht behandelt. Deshalb wird sie Mitglied in der studentischen Sektion der zionistisch-sozialistischen Arbeitnehmerorganisation„Histadruth“. Gesundheitlich ist Jenny Rosenbaum, wie schon in früherer Zeit, von heftigen Migräneattacken, Schlafstörungen sowie Anfällen von Sekundenschlaf beeinträchtigt. Trotz vielerlei Beschwernissen unterrichtet sie ehrenamtlich Kinder und Jugend­ liche, vornehmlich aus sozial schwierigen Verhältnissen. Die ersten Jahre im lang herbeigesehnten Erez Israel, Land Israel, sind immer wieder begleitet von Zweifeln, Fremdheitsgefühlen und einer noch stark wirkenden Verbundenheit mit Deutschland. Ihre Tagebuchaufzeichnungen sowie ihre Gedichte, die in dieser Zeit den Schwerpunkt ihres literarischen Schaffens bilden, sind merklich beeinflusst von Verlusterfahrung, Einsamkeit und Fremdheit. Doch als Zionistin ist Jenny Rosenbaum mit dem festen Willen nach Palästina gekommen, sich zu integrieren und sich am Aufbau des jüdischen Staates aktiv zu beteiligen. Und diese selbst gestellte Aufgabe stärkt sie und richtet sie auf. Die„Galilea“, das Schiff, mit dem Jenny Rosenbaum Palästina erreicht Fragebogen für die Versendung von Umzugsgut von Jenny Rosenbaum, 28.10.1939 Studienbuch, Hebräische Universität Jerusalem, 1939 – 1941 18 / Palästina Militär und Jewish Agency Die politische Situation in Palästina ist äußerst problematisch. Das Verhältnis der Juden zur britischen Mandatsverwaltung ist angespannt, nicht zuletzt wegen der restriktiven Immigrationspolitik der Engländer. Gleichzeitig ist Großbritannien Kriegsgegner Hitlerdeutschlands. Palästina ist vom Zweiten Weltkrieg betroffen, Haifa und Tel Aviv werden 1940 bombardiert. In dieser zwiespältigen Situation fällt Jenny Rosenbaum die Entscheidung, ihre pazifistische Einstellung aufzugeben. Sie will sich an der Verteidigung Palästinas aktiv beteiligen. Am 10. Februar 1942 wird sie vom„Government of Palestine“ eingebürgert, vier Monate später, am 7. Juni 1942, wird sie Soldatin in der Fraueneinheit des britischen Militärs (Auxiliary Territorial Service – ATS). Ihren Dienst versieht sie als Krankenpflegerin in dem britischen Militärkrankenhaus in Sarafand etwa zwanzig Kilometer südlich von Tel Aviv. Die Arbeit mit körperlich und seelisch verletzten Soldaten ist zwar belastend, doch Jenny Rosenbaum empfindet sie als äußerst befriedigend und sinnvoll. Jenny Rosenbaum mit Kameradin, nach 1941 Jenny Rosenbaum(4. v. l.) als Krankenpflegerin im Lazarett Sarafand, ca. 1942 Lazarett Sarafand Palästina/ 19 Am 8. Mai 1945 ist Deutschland besiegt und der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Jenny Rosenbaum erfährt von der Ermordung ihrer Familie. Zum Schmerz über den Verlust tritt ein übermächtiges Gefühl der Schuld. Der Schuld, überlebt zu haben. Palästina ist währenddessen beherrscht von heftigen Auseinandersetzungen der Juden gegen die Mandatsmacht Großbritann­ ien sowie gegen die Araber um einen eigenen Staat. „Erez Jisrael hat mir ein wertvolles Geschenk vermacht: ein selbstv­ erständliches, frag­loses Judesein.“ 24.7.1942 Jenny Rosenbaum in Ägypten, 1940er-Jahre 20 / Palästina Am 25. März 1946 verlässt Jenny Rosenbaum das Militär und besucht anschließend Kurse für Sozialarbeit. Mit einer Delegation der„Jewish Agency for Palestine“ bricht die 29-jährige Jenny Rosenbaum am 2. Juli 1947 nach Europa auf, um„Displaced Persons“, jüdischen Shoah-Über­ lebenden, bei ihrer Auswanderung nach Palästina zu helfen. Von Haifa aus reist sie über Marseille nach Paris, nach einem längeren Aufenthalt im September nach München. Starke Beklemmungen begleiten ihren Aufenthalt im Nachkriegsdeutschland. Die Besichtigung des ehemaligen KZ Dachau wird zum traumatischen Ereignis und führt zu einem physischen und psychischen Zusammenbruch. Der Weg führt sie anschließend in die Tschechoslowakei nach Pod brady und nach Prag, im November kehrt Jenny Rosenbaum nach Palästina zurück. Jenny Rosenbaum im Militärcamp Sarafand, 1945 Als Delegationsmitglied der„Jewish Agency for Palestine“ in Paris, 1947 Mit zwei Soldaten in Jerusalem, 1942 In der Uniform des ATS, um die Jahreswende 1944 /45 ISRAEL Mit Kinderbesuch, um 1960 Israel/ 23 Zuhause Am 4. Januar 1948 heiratet Jenny Rosenbaum Esra Aloni. Schon als Kinder sind sie sich in Paderborn begegnet. Mit seinen Eltern und Großeltern ist Erich Eichengrün 1934 nach Palästina ausgewandert und hat seinen Namen in Esra Aloni hebraisiert. In Palästina treffen sie sich wieder. Langsam wächst die Vertrautheit zwischen ihnen. Die Trennung während der Europareise macht Jenny Rosenbaum endgültig klar, dass sie zusammengehören. Im März 1950 kommt ihre Tochter Ruth zur Welt. Die Familie zieht 1957 in das bei Tel Aviv gelegene Ganei Yehuda in ein eigenes Haus. In der Partnerschaft mit Esra, im Familienleben erfährt Jenny Aloni eine bisher nicht bekannte Sicherheit und Geborgenheit, sie findet zu Zuversicht und Stabilität. Jenny Alonis privates Glück ist überschattet von der politischen Situation des Landes. Nach Israels Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 bricht der jüdisch-arabische Krieg aus, erst 1949 werden Waffenstillstandsabkommen geschlossen. Die Massenein­ wanderung nach Palästina verschärft die brisante Situation im jungen Staat. Dem neuen Zuhause in Ganei Yehuda steht Jenny Aloni anfangs mit entsprechend zwiespältigen Gefühlen gegenüber. Das Haus steht auf Boden, der Arabern gehört hat, bedroht bleibt es durch ständige Kriegsgefahr. Nach dem Umzug ist Jenny Aloni als Jugendhelferin in Tel Aviv tätig, bis gesundheitliche Gründe sie zwingen, diese Tätigkeit aufzugeben. Dennoch betreut sie ehrenamtlich bis 1981 psychisch Kranke in einer nahe gelegenen Klinik in Beer Jaakow. Für dieses Engagement wird sie 1976 vom israelischen Staatsp­ räsidenten Ephraim Katzir ausgezeichnet. Esra und Jenny Aloni in ihrem Garten, 1968 Mit Tochter Ruth, um 1960 Haus von Esra und Jenny Aloni in Ganei Yehuda, Ende 1950er-Jahre 24 / Israel Begegnungen einer Europareise Paderborn sieht Jenny Aloni das erste Mal im Frühjahr 1955 wieder, als sie sich um ihren erkrankten Onkel Sally kümmert. Dieser ist 1952 aus London nach Paderborn zurückgekehrt. Als er aber 1954 einen Schlaganfall erleidet, sorgt Jenny Aloni für seine Rückkehr zu seinem Sohn Ludwig nach England. Von ihrem Onkel Sally hat Jenny Aloni bereits erfahren, dass ihr Elternhaus 1945 durch einen Bombenangriff zerstört und in dem Gebiet ein neuer Quellteich angelegt ist. Das Elternhaus existiert nur noch als Ort der Erinnerung. Der Verlust vom Elternhaus, vom Zuhause wird später in ihren Werken wiederholt thematisiert. Während des Deutschlandaufenthalts trifft sie sich auch mit ihrer ehemaligen Lehrerin Margarete Zander. Zu anderen Deutschen, die Jenny Aloni während ihres Deutschlandaufenthalts trifft, kann sie kein Zutrauen fassen. Jenny Aloni stellt sich die Frage nach deren persönlicher Verantwortung, nach deren Handeln in der jüngsten Vergangenheit oder sogar einer möglichen Täterschaft. Die Begegnungen mit den Menschen der deutschen Nachkriegsgesellschaft machen ihr deutlich, dass sie keine Schuld empfinden, vielmehr mit ihrem eigenen Leid und Verlust beschäftigt sind. Eine über viermonatige Europareise unternehmen Jenny, Esra und Ruth Aloni im Juli 1959. Mit dem Schiff fahren sie nach Frankreich, die weitere Route führt über Italien, Österreich und die Schweiz bis nach Deutschland. In Deutschland besucht die Familie den Ort Beringhausen, den Herkunftsort von Jennys Mutter und Esras Großeltern, dann Esras Geburtsstadt Menden. Danach machen sie Station in Paderborn, anschließend in Höxter bei Jenny Alonis Schulfreundin Renate Bank. In Aachen treffen sie Margarete Zander, dann reisen sie über Holland und Belgien zum Cousin Ludwig nach Großbritannien. Für zwei Tage fliegt Jenny Aloni nach Köln, um den Schriftsteller Heinrich Böll zu treffen, ehe die Familie Ende November die Rückreise über Frankreich antritt. Der Kontakt mit Heinrich Böll vertieft sich anschließend in einer Freundschaft mit einem langjährigen Briefwechsel. Jenny Aloni am Standort ihres Elternhauses, September 1959 Gräber der Familie Eichengrün auf dem Friedhof in Beringhausen „Die Fahrt fünf Monate war ein Traum, von dem ich nie geglaubt hätte, dass er einmal Wirklichkeit werden könnte.“ 30.8.1960 Jenny Aloni mit Tochter Ruth auf dem Schiff Mit Ruth im zum Campingwagen umgebauten Auto Wäsche trocknen beim Campen 26 / Israel Erste Erfolge als Schriftstellerin Das Schreiben begleitet Jenny Alonis Leben. Das Schreiben ist manchmal eine Qual, aber auch unbedingte Notwendigkeit. Im Schreiben reflektiert und verarbeitet sie, es entlastet und befreit sie. Von Beginn an problematisiert sie zwar die Bedeutung, die Form und den Zweck ihres Schreibens. Doch Schreiben bleibt unverzichtbarer Bestandteil ihres Lebens. Ende der 1940er-Jahre veröffentlicht Jenny Aloni in israelischen Gewerkschaftszeitungen einige Gedichte in hebräischer Sprache. Margarete Zander, die seit Kriegsende an Jenny Alonis literarischer Arbeit regen Anteil nimmt, ist es dann zu verdanken, dass 1955 Gedichte in zwei deutschen Literaturzeitschriften gedruckt werden. Sie macht den Henn-Verlag auf Jenny Aloni aufmerksam, so dass 1956 ein Band mit 40 Gedichten erscheint. Schließlich überzeugt die Lehrerin den Eckart-Verlag, Jenny Alonis Romane und Erzählungen aufzulegen. Jenny Aloni selbst fehlen in Israel Kontakte zum deutschen Literaturbetrieb. In dem Verlag veröffentlicht Jenny Aloni 1961 den Roman„Zypressen zerbrechen nicht“, 1963 die Erzählungen„Jenseits der Wüste“ und 1964 den Roman „Der blühende Busch“. Der Band„Die silbernen Vögel“ wird 1967 im Starczewski-Verlag gedruckt, der Roman„Wartesaal“ 1969 bei Herder. Einzelne Werke sind in Zeitschriften zu lesen. Mehrere Arbeiten erscheinen in der angesehenen Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 1960 die eindringliche Erzählung„Begegnung“ – ein fiktives Treffen mit einem Massenmörder. In ihren Texten thematisiert Jenny Aloni immer wieder Verfolgung, Entwurzelung, Schuld und daraus resultierende Einsamkeit. Aber auch das Leben in Israel sowie ihre Erfahrungen als Sozialarbeiterin werden verarbeitet. Die 1960er-Jahre sind produktiv und erfolgreich. Jenny Aloni gilt als profilierteste deutschsprachige Schriftstellerin Israels ihrer Generation. In Ganei Yehuda, um 1960 „Zum ersten Mal in meinem Leben arbeite ich wirklich, um zu schreiben. Täglich sitze ich und schreibe.“ 31.12.1959 Israel/ 27 Eintragung ins Goldene Buch der Stadt anlässlich der Kulturpreisverleihung, 25.7.1967 Paderborner Kulturpreis Die Stadt Paderborn begeht im November 1964 das erste Mal die„Jüdischen Kulturtage“, um an die Judenverfolgung in der NS-Zeit zu erinnern. Das Begleitheft„Baun wir doch aufs neue das alte Haus“ berichtet über„jüdisches Schicksal in Paderborn“. In dem Heft wird Jenny Aloni von der CDU-Ratsherrin und Redakteurin des Westfälischen Volksblatts Dr. Käthe Sander-Wietfeld als Schriftstellerin vorgestellt. Doch auf das Gedenken fällt der lange Schatten der Vergangenheit. Mit der Recherche zur Broschüre ist ursprünglich der Stadtarchivar Ferdinand Molinski beauftragt, doch der Auftrag wird ihm entzogen. Daraus entwickelt sich ein langjähriger Konflikt, in dessen Folge Molinski suspendiert wird. Die Beteiligung seines obersten Dienstvorgesetzten, des Stadtdirektors Wilhelm Sasse, an der Judenverfolgung wird erst viel später öffentlich. Im März 1967 wird Jenny Aloni über den Plan der Stadt Paderborn informiert, ihr den Kulturpreis zu verleihen. Sie reagiert zwiegespalten. Nach wie vor ist für sie die Begegnung mit Paderborn belastend, sie will aber auch niemanden brüskieren. Letztlich stimmt sie der Ehrenbezeigung zu. Der Sechstagekrieg Israels im Juni 1967 stellt den Besuch vorübergehend in Frage – doch schließlich kann sie fahren. Mit einem Festakt am 25. Juli 1967 wird der 49-jährigen Jenny Aloni im Rathaus der Kulturpreis verliehen. Die Laudatio hält der Literaturwissenschaftler Friedrich Kienecker, Professor an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe. In ihrer Dankesrede benennt Jenny Aloni die schmerzlichen und bitteren Gefühle, die sie mit ihrer Geburtsstadt verbindet, doch schließt sie mit versöhnenden Worten. Jenny Aloni auf der Terrasse in Ganei Yehuda, Januar 1966 Kulturpreisverleihung im Rathaus, 25.7.1967, v. r. Bürgermeister Christoph Tölle, Jenny Aloni, Prof. Dr. Dr. Friedrich Kienecker und Fritz Goldstein, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Paderborn Im Arbeitszimmer in Ganei Yehuda, um 1970 28 / Israel Leben mit Enkelkindern Jenny Aloni zieht sich in den 1970er-Jahren in die Privatheit zurück. Ihre Tochter Ruth heiratet 1972 Micky Frankovits. Enkel Chanoch wird 1973 geboren, Enkelin Aja 1977 und Enkel Nadav 1980. Jenny Aloni beschäftigt sich gerne und häufig mit ihren Enkeln, zumal Tochter und Schwiegersohn studieren und danach berufstätig sind. Der Rückzug ins Private begründet sich auch in ihrem angegriffenen Gesundheitszustand, der sich durch erste Symptome von Parkinson weiter verschlechtert. Trotzdem sind es sehr glückliche Jahre. Jenny Aloni erlebt ein Glück, an das sie nicht geglaubt hätte, wäre es ihr nicht persönlich zuteilgeworden. Und soweit ihre Gesundheit es zulässt, reist sie nach Europa. Die Aufenthalte in Deutschland belasten sie nicht mehr so stark wie früher, vielmehr empfindet sie die Besuche zunehmend als Bereicherung. Sie registriert das veränderte intellektuelle Klima und spürt das aufrichtige Interesse an ihrer Person sowie an ihren Werken. Mit Esra und Tochter Ruth, 1990er-Jahre Ehepaar Aloni mit Tochter Ruth und Enkel Chanoch, Dezember 1974 Mit den Enkelkindern Chanoch und Aja in Ruths Wohnung, 1984 Mit Enkelin Aja, Ende 1980 EHREN UND ERINNERN Veranstaltung in der Kaiserpfalz für ehemalige jüdische Bürgerinnen und Bürger Paderborns, erste Reihe v. l. Bürgermeister Wilhelm Lüke, daneben Jenny und Esra Aloni, 27.5.1989 Ehren und Erinnern/ 31 Wiederentdeckung und späte Anerkennung Empfang zu Jenny Alonis 70. Geburtstag im Rathaus, v. l. Prof. Dr. Dr. Friedrich Kienecker, Esra Aloni, Jenny Aloni, Bürgermeister Herbert Schwiete, 6.9.1987 Prof. Friedrich Kienecker lädt Jenny Aloni 1970 zu einer Lesung an die Pädagogische Hochschule ein, 1973 an die neu gegründete Gesamthochschule Paderborn. Vergeblich versucht Kienecker 1977 ihre Erzählungen zu publizieren. Jenny Aloni gerät weitgehend in Vergessenheit. Dann geben Kienecker und sein jüngerer Kollege Prof. Hartmut Steinecke„Ausgewählte Werke“ von ihr heraus. Fertiggestellt ist der Band 1987 zum 70. Geburtstag von Jenny Aloni. Die Stadt Paderborn richtet zu diesem Anlass einen Empfang im Rathaus aus. Jenny Aloni reist trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter nach Paderborn. Das Interesse an ihrem Werk sowie die Aufmerksamkeit, die sie von der Stadt erfährt, erfreuen sie sehr. Mit dem Band werden die Autorin und ihr Werk neu entdeckt und international bekannt. Kienecker und Steinecke beginnen anschließend mit der Gesamtausgabe ihrer Werke. Jenny und Esra Aloni mit Herbert Schwiete, Bürgermeister der Stadt Paderborn, beim Empfang zum 70. Geburtstag und Über­gabe des Bandes„Ausgewählte Werke“ im Paderborner Rathaus, in der Reihe hinter Jenny Aloni rechts die CDU-Ratsfrau und Redakteurin des Westfälischen Volksblatts Dr. Käthe Sander-Wietfeld Jenny Aloni besucht im Mai 1989 ein letztes Mal Paderborn, als die„Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ ehem­ alige jüdische Bürgerinnen und Bürger sowie ihre Angehörigen zu einem zehntägigen Besuch vom 19. bis 28. Mai 1989 einlädt. Der Einladung folgen 86 Gäste aus Deutschland, Großbritannien, Argentinien, Israel und den USA. Das Veranstaltungsprogramm bietet eine Stadtführung, Museumsbesuche, Konzerte und Lesungen sowie Treffen mit Schüler- und Studierendengruppen. 1991 werden Jenny Aloni zwei bedeutsame Auszeichnungen verliehen: der„Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis“ des Landschaftsver­bandes Westfalen-Lippe sowie der„Droste-Preis“ für Schriftstellerinnen der Stadt Meersburg, der sich gleichfalls auf die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff bezieht. Aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands reist Ende Mai ihre Tochter Ruth Frankovits zur Verleihung nach Meersburg, den Westfälischen Literaturpreis nimmt Anfang Oktober ihr Mann Esra in Siegen entgegen. Einladung zur Verleihung des Droste-Preises, 26.5.1991 32 / Ehren und Erinnern Gründung des Jenny-Aloni-Archivs Am 9. November 1992 gründet Prof. Hartmut Steinecke am Germanistischen Seminar offiziell das Jenny-Aloni-Archiv, um das Gesamtwerk zu edieren. Jenny Aloni, über die Aktivitäten ein wenig erstaunt und gleichermaßen erfreut, beteiligt sich an dem Vorhaben, soweit es ihr möglich ist. 1990 erscheinen„Das Brachland“ und „Zypressen zerbrechen nicht“, 1991„Erzählungen“, 1992„Der blühende Busch“ und„Der Wartesaal“. Am 30. September 1993 stirbt Jenny Aloni im Alter von 76 Jahren in Ganei Yehuda. 1996 schenkt Esra Aloni der Universität-Gesamthochschule Paderborn den gesamten Nachlass. Die in dem Jahr gegründete„Gesellschaft zur Förderung des Jenny-Aloni-Archivs“ unterstützt die Arbeiten finan­ ziell und ideell. Esra Aloni liefert wertvolle Informationen für die Edition, bis er am 10. März 2003 im Alter von 81 Jahren stirbt. MMaahhnnmmaall,, uummggeesseettzztt vvoomm ddäänniisscchheenn KKüünnssttlleerr PPeerr KKiirrkkeebbyy Eine Fülle von Werkmanuskripten und eine umfangreiche Sammlung von Briefen, Tage- und Gedichttagebüchern sowie zahlreiche Lebensdokumente und Fotos werden erschlossen. Die„Gesammelten Werke“ erscheinen in zehn Bänden und ausgewählte Texte werden in drei Lesebüchern veröffentlicht. Die Tagebücher aus den Jahren 1935 bis 1993 werden ediert und der Briefwechsel mit dem Schriftsteller Heinrich Böll wird herausgegeben. Die Schriften von Jenny Aloni beleuchten zwei Welten: einmal das Deutschland der NS-Zeit und die problematische Aufarbeitung nach 1945, zum anderen die Gesellschaft und den Alltag in Palästina und später im Staat Israel. Jenny Aloni ist eine deutschsprachige Autorin, die als überzeugte Zionistin und kritische Zeitzeugin in ihren Tagebüchern und in ihren Werken die Bandbreite ihrer Erfahrungen und Eindrücke ausführt – ein Leben in Deutschland, Palästina und Israel. Das Universitätsarchiv Paderborn übernimmt 2013 den Nachlass der Schriftstellerin und ermöglicht eine weitere Beschäftigung mit Jenny Aloni und ihrem Werk. Jenny-Aloni-Gästehaus der Universität Paderborn Gründungsversammlung der Fördergesellschaft, 11.1.1996, mit Spenden­ scheck der Sparkassens­ tiftung, v. l. Rektor Prof. Dr. Wolfgang Weber, Rolf-Dietrich Müller(Stadtarchiv), Josef Glaen(Schatzmeister), Dr. Günther Tiggesbäumker(Geschäftsführer), Dr. Luise Pohlschmidt(Schulfreundin von Jenny Aloni), Prof. Dr. Hartmut Steinecke, Bürgermeister Wilhelm Lüke Ehren und Erinnern/ 33 Erinnerungsorte in Paderborn Prof. Hartmut Steinecke verfasst anlässlich ihres 100. Geburtstages eine Biographie, die das Leben und Werk von Jenny Aloni einfühlsam nachzeichnet. Darüber hinaus erinnert die Universität Paderborn mit einer Ausstellung unter dem Titel„Jenny Aloni. Deutschland – Palästina – Israel“ an die Schriftstellerin. Die Stadt Paderborn veranstaltet mit Schülerinnen des Gymnasiums St. Michael und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eine Feierstunde im Rathaus und hält mit einer neuen Gedenktafel das Wissen um die Schriftstellerin Jenny Aloni weiterhin wach. » A m Standort der zerstörten Paderborner Synagoge wird am 9. November 1993 ein Mahnmal eingeweiht. Die Bronzetafeln tragen die Namen der ermordeten Paderborner Juden. » A m 16. Juni 1999 wird das Gästehaus im Internationalen Begegnungszentrum(IBZ) der Universität-Gesamthochschule Paderborn offiziell zum Jenny-Aloni-Gästehaus. » A uf Initiative von Schülerinnen des Gymnasiums St. Micha­el erinnert seit dem 5. November 1999 in der Bachstraße ein Gedenkstein an Jenny Aloni, seit dem 21. Juni 2008 ein Gedenkstein auf dem Schulhof St. Michael. » I m Frühjahr 2003 beschließt der Kulturausschuss, dass ein JennyAloni-Weg an die Schriftstellerin erinnern soll. Das Straßenschild wird am 7. September 2003 enthüllt. » I n der Bachstraße am Standort des ehemaligen Elternhauses errichtet die Stadt Paderborn am 7. September 2017 eine Gedenktafel. Übergabe des Nachlasses an die Universität, v. l. Rektor Prof. Dr. Wolfgang Weber, Ruth Frankovits, Esra Aloni und Prof. Dr. Hartmut Steinecke, 3.6.1996 34 / Ehren und Erinnern Meine Beziehungen zu Paderborn sind kompliziert. Gerade die häufigen, teilweise längeren Aufenthalte dort halfen mir, mich innerlich von der ’alten Heimat‘ zu lösen und ermög­ lichten gleichzeitig Anknüpfung neuer und Wiederaufnahme alter Beziehungen, die in die Zukunft weisen, ohne doch Erinnern an das, was war, zu löschen.“ Mai 1989 Ausstellung der Universität, 2017 Besuch von Ruth Frankovits und deren Sohn Chanoch Frankovits anlässlich des 100. Geburtstags, 21.9.2017, v. l. Alexander Kogan(jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit(GCJZ) und Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Paderborn), Chanoch Frankovits, Katarina Meermeier(vorne, GCJZ), Wilhelm Grabe(Stadt- und Kreisarchiv Paderborn), Ruth Frankovits, Christa Steinecke, Monika Schrader-Bewermeier (christliche Vorsitzende der GCJZ), Carsten Venherm(Kulturdezernent der Stadt Paderborn), Christiane Boschin-Heinz(Referentin des Bürgermeisters Paderborn), Prof. Dr. Hartmut Steinecke(Universität Paderborn), Hans-Georg Ilskens(Verwaltungsleiter des Kulturamtes Paderborn) Jenny-Aloni-Weg im Paderquellgebiet, seit 2003 Gedenkstein am Standort des Elternhauses, aufgestellt 1999 Gedenktafel am Standort des Elternhauses, errichtet 2017 36 / Lebensdaten lebensdaten Kindheit und Jugend 7. September 1917 Geboren als Jenny Rosenbaum, Tochter des jüdischen Kaufmanns Moritz Rosenbaum und seiner Frau Henriette, geborene Eichengrün, jüngste von drei Schwestern 1924 bis 1935 Schülerin der Vorschule und des Oberlyzeums St. Micha­ el; Mitglied der 1931 gegründeten Paderborner Orts­ gruppe des Jüdischen Pfadfinderbundes Deutschlands (JPD)„Brit Hazofim“ Auswanderung 1935 Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina auf Gut Winkel, Mark Brandenburg Juli 1936 in den zionistischen Jugendbund„Habonim“ (Die Erbauer) November 1936 Umzug nach Berlin; ab 1938 Engagement in der „Jüdischen Jugendhilfe“ 1937/38 Gasthörerin an der„Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums“, anschließend Besuch des„Oberlyceums der Israelitischen Synagogengemeinde Adaß Jisroel zu Berlin“ 21. Februar 1939 Abitur April – November 1939 Betreuerin im Hachschara-Lager Schniebinchen, Niederlausitz 26. November 1939 Auswanderung nach Palästina Palästina 5. Dezember 1939 Ankunft in Palästina, Aufnahme eines Studiums an der Hebräischen Universität Jerusalem 7. Juni 1942 – 25. März 1946 Soldatin im Frauenhilfskorps„Auxiliary Territorial Service“(ATS) der britischen Armee, Dienst im Militärkrankenhaus in Sarafand 8. Juli 1942 ihrer Schwester Irma (Todesort unbekannt) 31. Juli 1942 der Eltern Moritz und Henriette (Henny) Rosenbaum, des Onkels Sally, der Tante Henriette(Jette) und des Cousins Kurt Rosenbaum in das KZ Theresienstadt 22. März 1944 Tod des Vaters im KZ Theresienstadt 11. Oktober 1944 der Mutter nach Auschwitz (Todesdatum unbekannt) 25. März 1946 Entlassung aus der Armee, danach Besuch einer Schule für Sozialarbeit 2. Juli – November 1947 Mit einer Delegation der„Jewish Agency for Palestine“ Aufenthalt in Europa zur Unterstützung jüdischer Dis­ placed Persons bei der Auswanderung nach Palästina 4. Januar 1948 Heirat mit Esra Aloni 1948 Sanitäterin im jüdisch-arabischen Krieg Israel 1948 – 1950 Ende 1948 Umzug von Jerusalem nach Schechunat Borochow bei Tel Aviv und Arbeit in der Jugendfürsorge „Noar Haowed“(Arbeitende Jugend) 28. März 1950 Geburt der Tochter Ruth 1952 Umzug nach Ramat Gan nahe Tel Aviv Lebensdaten/ 37 März – Juni 1955 Erster Besuch in Paderborn seit der Auswanderung, anschließender Aufenthalt in London August 1957 Umzug nach Ganei Yehuda in der Nähe von Tel Aviv 1957 – 1963 Jugendhelferin in Tel Aviv, daneben Besuch von Vorlesungen, insbesondere im Fach Psychologie, an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan 1963 – 1981 Ehrenamtliche Tätigkeit in der psychiatrischen Klinik in Beer Jaakow 30. September 1993 Gestorben in Ganei Yehuda, Israel Ehren und Erinnern 25. Juli 1967 Kulturpreis der Stadt Paderborn 19. Oktober 1976 Auszeichnung für ihr ehrenamtliches Engagement durch Israels Präsident Ephraim Katzir 6. September 1987 Empfang im Paderborner Rathaus anlässlich ihres 70. Geburtstags und Übergabe des von Prof. Dr. Dr. Friedrich Kienecker und Prof. Dr. Hartmut Steinecke heraus­ gegebenen Bandes„Ausgewählte Werke 1939 – 1986“ 26. Mai 1991 „Droste-Preis“ für Schriftstellerinnen der Stadt Meersburg 5. Oktober 1991 „Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis“ des Landschafts­ verbandes Westfalen-Lippe 9. November 1992 Offizielle Gründung und Vorstellung des Jenny-AloniArchivs 11. Januar 1996 Gründung der Gesellschaft zur Förderung des JennyAloni-Archivs 3. Juni 1996 Feierliche Übergabe des Nachlasses von Jenny Aloni an die Universität-Gesamthochschule Paderborn durch Esra Aloni mit seiner Tochter Ruth Frankovits 7. September 1997 „Warum immer Vergangenheit?“ – Leben und Werk Jenny Alonis(1917 – 1993) – Eröffnung der Wanderausstellung in den Schulen St. Michael in Paderborn 16. Juni 1999 Feier zur Benennung des Gästehauses in Jenny-AloniGästehaus im Internationalen Begegnungszentrum(IBZ) der Universität-Gesamthochschule Paderborn 5. November 1999 Errichtung eines unter Mitwirkung des Bildhauers Wilfried Hagebölling gestalteten Gedenksteins am Standort des ehemaligen Elternhauses an der Bachstraße auf Initiative von Schülerinnen des Gymnasiums St. Michael 11. Mai 2001 Installation der Künstlerin Ulrike Goll zur Erinnerung an Jenny Aloni im Foyer des Jenny-Aloni-Gästehauses 7. September 2003 Benennung eines Weges im Paderquellgebiet nach Jenny Aloni 21. Juni 2008 Errichtung eines Gedenksteins für Jenny Aloni auf dem Schulhof zum 350-jährigen Jubiläum des Klosters und der Schulen St. Michael Oktober 2013 Übernahme des Nachlasses und des Jenny-Aloni-Archivs in das Universitätsarchiv Paderborn 6. September – 19. Oktober 2017 „Jenny Aloni. Deutschland – Palästina – Israel“. Ausstellung der Universität Paderborn zum 100. Geburtstag der Schriftstellerin 7. September 2017 Feierstunde im Rathaus gestaltet von Schülerinnen des Gymnasiums St. Michael und mit einem Festvortrag von Prof. Hartmut Steinecke Aufstellung einer Gedenktafel am Standort des ehemaligen Wohnhauses von Jenny Aloni an der Bachstraße durch die Stadt Paderborn 38 / Werke werke 1956 Gedichte. Ratingen: Henn 1961 Zypressen zerbrechen nicht. Roman. Witten/Berlin: Eckart 1963 Jenseits der Wüste. Erzählungen. Witten/Berlin: Eckart 1964 Der blühende Busch. Roman. Witten/Berlin: Eckart 1967 Die silbernen Vögel. Erzählungen. München: Starczewski 1969 Der Wartesaal. Roman. Freiburg i. Brsg. u. a.: Herder 1980 In den schmalen Stunden der Nacht. Gedichte. Ganei Yehuda: Eigenverlag 1983 Die braunen Pakete. Erzählungen. Ganei Yehuda: Eigenverlag 1987 Ausgewählte Werke 1939 – 1986. Hrsg. von Friedrich Kienecker und Hartmut Steinecke. Schriften der Universität-Gesamthochschule Paderborn in der Reihe Sprachund Literaturwissenschaft. Paderborn u. a.: Schöningh 1990 – 1997 Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. von Friedrich Kienecker und Hartmut Steinecke. Paderborn u. a.: Schöningh 1990 Bd. 1 – as Brachland. Aufzeichnungen aus einer Einsamkeit Bd. 2 – Zypressen zerbrechen nicht. Roman 1991 Bd. 3 – Erzählungen und Skizzen 1 1992 Bd. 4 – blühende Busch. Wege nach Hause. Roman Bd. 5 – Der Wartesaal. Roman 1994 Bd. 6 – Erzählungen und Skizzen 2 1995 Bd. 7 – Gedichte 1996 Bd. 8 – orridore oder das Gebäude mit der weißen Maus Bd. 9 – Kurze Prosa 1997 Bd. 10 – erichte, Gedichte in Prosa, Hörspiele, Gespräche 1995 „ … man müßte einer späteren Generation Bericht geben“. Ein literarisches Lesebuch zur deutsch-jüdischen Geschichte und eine Einführung in Leben und Werk Jenny Alonis. Jenny Aloni und Hartmut Steinecke. Paderborn u. a.: Schöningh 2000 „Ich möchte auf Dauer in keinem anderen Land leben“. Ein israelisches Lesebuch 1939 – 1993. Hrsg. von Hartmut Steinecke. Paderborn u. a.: Schöningh 2006 „Ich muss mir diese Zeit von der Seele schreiben … “ Die Tagebücher 1935 – 1993. Deutschland – Palästina – Israel. Hrsg. von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Martin Decking, Gabriele Rochell und Fritz Wahrenburg. Paderborn u. a.: Schöningh 2012 Jenny Aloni. Lesebuch. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Hartmut Steinecke. Bielefeld: Aisthesis 2013 Jenny Aloni – Heinrich Böll: Briefwechsel. Ein deutschisraelischer Dialog. Hrsg. von Hartmut Steinecke unter Mitarbeit von Fritz Wahrenburg. Bielefeld: Aisthesis 2015 Der Wartesaal. Roman. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Hartmut Steinecke. Bielefeld: Aisthesis 2017 Hartmut Steinecke:„Um zu erleben, was Geschichte ist, muss man Jude sein.“ Jenny Aloni – eine deutsch-jüdische Schriftstellerin. Bielefeld: Aisthesis Impressum Herausgeber: Universität Paderborn Text und Konzept: Anikó Szabó, Universitätsarchiv Paderborn Redaktion: Anikó Szabó unter Mitwirkung von Elias Flügge, Luisa Jürgen-Lohmann und Ulrike Hesse Abbildungen: Universitätsarchiv Paderborn ergänzt durch Stadt- und Kreisarchiv Paderborn: S. 5 unten rechts, S. 6/S. 7 Mitte, S. 12/S. 13, S. 14 unten links, S. 26/27 unten Mitte, S. 27 Seitenmitte, S. 30 links, S. 34/35 unten links Uwe Friebe, Artist MesseService: S. 34 oben Mitte Zitate: S. 9, S. 10, S. 11, S. 13, S. 19, S. 25, S. 26 aus: Jenny Aloni: „Ich muss mir diese Zeit von der Seele schreiben …“. Die Tagebücher 1935 – 1993. Deutschland – Palästina – Israel. Hrsg. von Hartmut Steinecke, Paderborn u. a. 2006; S. 34 aus: Jenny Aloni: Gesammelte Werke Band 10: Berichte, Gedichte in Prosa, Hörspiele, Gespräche, Hrsg. von Friedrich Kienecker und Hartmut Steinecke, Paderborn u. a. 1997, S. 152. Design: Regina Padberg, Grafik+ Kommunikation ISBN: 978-3-945437-03-2 Auflage: 1.200 Exemplare Paderborn 2018 Die Online-Ausgabe ist verfügbar in den Digitalen Sammlungen der Universitätsbibliothek Paderborn. Jenny Aloni – Ein Leben in Deutschland, Palästina und Israel Die Schriftstellerin Jenny Aloni wurde am  7. September 1917 als Jenny Rosenbaum in Paderborn geboren. Schon mit 17 Jahren verließ sie 1935 vorzeitig die Schule, um sich auf die Auswanderung vorzubereiten. Schließlich konnte sie 1939 im Alter von 22 Jahren das nationalsozialistische Deutschland verlassen und nach Palästina emigrieren. In den 1960er-Jahren wurde Jenny Aloni mit Werken wie dem Roman„Zypressen zerbrechen nicht“ und dem Erzählband„Jenseits der Wüste“ in Deutschland bekannt. Ihre Geburtsstadt Paderborn ehrte die 49-jährige Schriftstellerin 1967 mit dem Kulturpreis. In den 1980er-Jahren verhalfen ihr Friedrich Kienecker und Hartmut Steinecke, Professoren an der UniversitätGesamthochschule Paderborn, zur erneuten Bekanntheit, als sie begannen, ihre Werke herauszugeben. Nach dem Tod von Jenny Aloni am 30. September 1993 entschloss sich ihr Ehemann Esra Aloni, den Nachlass der Universität Paderborn zu schenken, um die weitere Werksausgabe zu ermöglichen und die Erinnerung an Jenny Aloni dauerhaft zu sichern. Anlässlich des 100. Geburtstages am 7. September 2017 erinnerte die Universität Paderborn an das Leben der jüdischen Literatin mit einer Ausstellung, die Anstoß für diese Broschüre gab. Universität Paderborn ISBN 978-3-945437-03-2 Januar 2018