Ziel dieser Arbeit ist es, Blicktäuschungen systematisch und unter Verwendung eines einheitlichen experimentellen Paradigmas zu untersuchen. Dabei kommen Videos zum Einsatz, die verschiedene Zuspielsituationen zwischen zwei Spielern/innen im Basketball zeigen. Die Aufgabe der Versuchspersonen besteht entweder darin, schnellstmöglich auf einen unerwarteten Bodenpass zu reagieren (RT-Experimente) oder zwischen zwei Pässen (Boden- oder Brustpass) zu diskriminieren (Exp. mit Wahlreaktionsaufgaben). Dabei kann die Blickrichtung der Passgeber entweder mit der Passrichtung übereinstimmen (kongruente Bedingung) oder von ihr abweichen (inkongruente Bedingung = Blicktäuschung). Die konsistenten Ergebnisse der elf Experimente zeigen, dass die Blickrichtung eines Passgebers zu schlechteren Erkennungsleistungen führt (langsamere Reaktion, spätere Identifikation), wenn diese (Richtungs-)Information nicht mit der Passrichtung übereinstimmt. Die Blickrichtung wird demnach als starker sozialer Hinweisreiz automatisch mitverarbeitet und beeinträchtigt die Reaktion auf den relevanten Reiz. Der Täuschungseffekt basiert auf einem Interferenzphänomen zwischen den Informationen von Kopf und Pass. Zudem bleibt er aus bzw. ist stark reduziert, wenn die Informationen dem Betrachter entzogen werden. Die Blicktäuschung baut ihre Wirkung schrittweise während des Bewegungsvollzuges auf und hat ihre größte Wirkung zu Beginn der Wurfeinleitung, wenn ansonsten noch wenige Informationen über die Passrichtung zur Verfügung stehen. Letztendlich erweist sich der Einfluss der Blickrichtung und Kopforientierung als so robust, dass sich auch Basketball-Experten in gleichem Ausmaß von der Blicktäuschung in die Irre führen lassen. Die Ergebnisse werden abschließend u. a. aus Sicht der Theorie der Ereigniskodierung diskutiert.
Bibliographic Metadata
- TitleBlicktäuschungen im Sport - Die Wahrnehmung der Blickrichtung und deren Einfluss auf das Erkennen von Handlungsabsichten im Sport / von Yvonne Steggemann-Weinrich
- Author
- Examiner
- Published
- DescriptionXXVI, 464 S. : Ill., graph. Darst.
- Institutional NotePaderborn, Univ., Diss., 2015
- AnnotationTag der Verteidigung: 23.02.2015
- Defended on2015-02-23
- LanguageGerman ; English
- Document TypesDissertation (PhD)
- URN
- Social MediaShare
- Reference
- IIIF
The aim of the present thesis is to systematically investigate head fakes in sports, applying a standardized experimental paradigm. Short video sequences were used, showing two female or two male basketball players, who performed different basketball passes. The task of the participants was to respond as quickly as possible to a bounce pass (RT-experiments) or to decide whether a player was passing the ball with a bounce or chest pass (experiments with discrimination task). The gaze direction of the player was either congruent or incongruent to the pass direction. The results of the eleven experiments consistently show that detection performance is poorer (slower responses, later identification) when gaze direction and pass direction are incongruent. Accordingly, gaze direction is processed automatically as a highly social relevant cue and impairs the reaction to the relevant cue. The head fake effect originates from interference between gaze direction and pass direction and vanishes resp. is strongly reduced when the head of the players is masked. The effect increases with later occlusion times of the videos, with the strongest effect at the beginning of the throwing movement, when there is only few other information about the pass direction available. Finally, the head fake effect appears to be robust, as basketball experts were deceived by head fakes in the same manner as novices. The results are discussed with regard to the theory of event coding.
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