Die hier vorliegende Untersuchung hat sich zum Ziel gesetzt, die historisch-kulturellen Kontexte von Harmonielehren des 20. und 21. Jahrhunderts in den Blick zu nehmen. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Veröffentlichungen von Harmonielehren nicht abreißen, stellt sich die Frage warum auch am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts Lehrwerke veröffentlicht werden, die eine Musiksprache beschreiben, die spätestens mit dem Auftreten der Atonalität an ein vorläufiges Ende gekommen zu sein scheint. Von daher wird in der vorliegenden Untersuchung nach dem Bild von Musikgeschichte gefragt, das in den vorliegenden Lehrwerken übernommen oder vermittelt wird. Dabei wird von der These ausgegangen, dass auch und gerade der historisch-kulturelle Kontext das Denken über Musik - und somit auch die Theoriebildung über Musik - beeinflusst und prägt. Es zeigt sich, dass in den analysierten Lehrwerken des 20. und 21. Jahrhunderts ein Geschichtsbild erzeugt wird, das sich kaum von der Musikgeschichtsschreibung des ausgehenden 19. Jahrhunderts unterscheidet und somit die Implikationen einer teleologischen Geschichtsauffassung in die musiktheoretische Landschaft des 21. Jahrhunderts transferiert. In einem ersten Teil wird daher die Frage nach dem Aufkommen der Harmonielehre im 19. Jahrhundert gestellt. Grundlage dafür sind die Harmonielehren von Heinrich Schenker und Rudolf Louis/Ludwig Thuille. Dabei wird der Frage nachgegangen welches Bild von Musikgeschichte in diesen Lehrwerken erzeugt wird. Darüber hinaus werden die soziokulturellen Kontexte der Harmonielehren erläutert und auf diese Weise die Theoriebildung über Musik in einem größeren Zusammenhang verortet. Die Ergebnisse dieses ersten, ideologiekritisch angelegten Teils dienen als Grundlage für die Analyse aktueller Harmonielehren. Die Vorgehensweise ist dabei ...
Bibliographic Metadata
- TitleMechanismen der Theoriebildung in musiktheoretischen Darstellungswerken des 20. und 21. Jahrhunderts : Kontextualisierung, Analyse und Perspektive / vorgelegt von Oliver Kok
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- Description1 Online-Ressource (350 Seiten)
- Institutional NoteUniversität Paderborn, Dissertation, 2018
- AnnotationTag der Verteidigung: 22.06.2018
- Defended on2018-06-22
- LanguageGerman
- Document TypesDissertation (PhD)
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The aim of this study is to examine the historical-cultural contexts of 20th and 21st century textbooks of harmony. Based on the observation that publications of textbooks of harmony do not stop, the question arises why textbooks are published at the end of the 20th and the beginning of the 21st century, that describe a musical language that seems to end at the latest with the appearance of atonality. For this reason, the present study asks for the image of music history, which is taken over in the present textbooks. It is assumed that the historical-cultural context also influences and shapes the thinking about music - and thus also the formation of the theory of music. It turns out that in the analyzed textbooks of the 20th and 21st centuries, a picture of history is produced, that is hardly different from the musical historiography of the late 19th century and thus transfers the implications of a teleological conception of history into the music theory landscape of the 21st century. In a first part, therefore, the question of the emergence of textbooks of harmony in the 19th century is asked. The basis for this are the textbooks of harmony of Heinrich Schenker and Rudolf Louis / Ludwig Thuille. In addition, the social-cultural contexts of the harmonic theory are explained and in this way the formation of the theory of music in a larger context is located. The results of this first, ideology-critical part serve as a basis for the analysis of current textbooks of harmony. The procedure is fundamentally similar: first of all the image of history in the textbooks of harmony is examined so that afterwards the mechanisms of theory formation can be taken into consideration. The subsequent third part of the dissertation raises the question of the perspective for a modern textbook of harmony in the 21st century. In doing so, the results, ...
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