Für viele Besucher von Reise- oder Ausflugszielen im öffentlichen Raum, wie etwa Museen, Denkmälern, Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten, gehört zum Besuch des jeweiligen Ortes und den damit verbundenen Handlungen auch der handschriftliche Eintrag in ein Besucherbuch, der die eigene Anwesenheit als eine Art Spur dokumentiert. Obwohl die Besucherbuchpraktik eine lange Tradition besitzt, wurden Besucherbucheinträge in der Linguistik bisher kaum untersucht: Dies liegt nicht nur darin begründet, dass sie als ortsgebundene, meist kurze Texte eine Randerscheinung von Schriftsprachlichkeit darstellen, sondern auch in der formalen und funktionalen Varianz, die Besucherbucheinträge auszeichnet. Das gilt auch für die Einträge in Museumsbesucherbüchern, denen sich diese Arbeit widmet. Sie wirft einen praxeologischen Blick auf das Schreiben in seinem materialen, räumlich-situativen und soziokulturellen Kontext. Das Museum wird dabei nicht nur als räumliche Umgebung sowohl der Produktion als auch der Rezeption von Besucherbucheinträgen betrachtet, sondern auch als kommunikativer Rahmen, an den die Einträge anknüpfen und vor dessen Hintergrund sie zu interpretieren sind. Wie das Besucherbuch und die enthaltenen Kotexte ist er mit spezifischen Affordanzen verbunden, die den Gebrauch des Besucherbuches variabel, aber nicht beliebig machen. In der empirischen Untersuchung von 38 Besucherbüchern aus unterschiedlichen Museen werden sprachliche Muster identifiziert, die Aufschluss darüber geben, was und wie man im Verständnis der Schreibenden als Besucher schreibt. Sie zeigen sich nicht nur in der visuellen Gestalt der Einträge, sondern auch in den multikodalen Bezugnahmen auf den Raum, den Schreiber und auf die Einträge anderer Besucher, die zur sprachlichen Konstruktion des Besucherseins beitragen.
Bibliographic Metadata
- TitleSchreiben als Besucher : zur Praktik des Besucherbucheintrags als Form öffentlicher Schriftlichkeit / Kristina Stog ; [Doris Tophinke, Britt-Marie Schuster]
- Author
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- Published
- Description1 Online-Ressource (329 Seiten) : Illustrationen
- Institutional NoteUniversität Paderborn, Dissertation, 2020
- AnnotationTag der Verteidigung: 24.04.2020
- Defended on2020-04-24
- LanguageGerman
- Document TypesDissertation (PhD)
- URN
- DOI
- Social MediaShare
- Reference
- IIIF
For many visitors of public sights and destinations such as museums, memorials and churches a part of their visit is the hand-written documentation of their visit to a visitor book to demonstrate their presence. Although the practice of using visitor books has had a long tradition the entries to those books have hardly been examined in linguistics. A reason for that is that those entries are relatively short texts related to the place where they were published and therefore have been a peripheral phenomenon of writing, also due to their formal and functional variance. This is also true for entries to visitor books in museums that form the field of research for this paper. It looks at writing in its material, local and sociocultural context. In this context the museum is not only seen as a spatial environment of both production and reception of visitor entries but also as a communicative frame that sets the background for the interpretation of those written texts. Just like the visitor book and its cotexts it is connected to specific affordances that make the use of the visitor book variable but not arbitrary. In the empiric analysis of 38 visitor books linguistic forms are identified that show what and how people write in the sense of a visitor. They are not only shown in the visual form of the entries but also in the multicodal reference to the place, the writer and the other visitors entries that contribute to the linguistic construction of the visitor.
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