Empathie hat in den vergangenen Jahren verstärkt Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch genommen und gilt bei Problemen oft als Ursache und Lösung zugleich. Wird beispielsweise von Gaffern an Unfallorten oder unterlassener Hilfeleistung berichtet, so wird solches Fehlverhalten schnell mit einem (gesellschaftlichen) Empathiemangel in Verbindung gestellt und gleichzeitig eine Steigerung von Empathie gefordert, um solche Vorkommnisse zukünftig einzudämmen. Auch in Diskussionen um Integration und Radikalisierungsprävention wird Empathie ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Warum sie aber als so wichtig für eine funktionierende Gesellschaft empfunden wird, bleibt oft ungeklärt. In der vorliegenden Masterarbeit werden zunächst unterschiedliche Definitionen und Konzepte von Empathie aus der bisherigen Forschung dargestellt und systematisiert, wie etwa die von Edith Stein und Mark H. Davis. Darauf aufbauend folgt ein Diskurs zwischen gegensätzlichen Positionen zur Notwendigkeit von Empathie, bei der sich vor allem die empathiekritischen Voten Paul Blooms und Fritz Breithaupts als ertragreich erweisen. Es stellt sich heraus, dass eine Unterscheidung zwischen affektiver und kognitiver Empathie hilfreich ist, um über den Nutzen von Empathie in gesellschaftlichen Handlungszusammenhängen nachzudenken. Daran anschließend ergeben sich Überlegungen dazu, wie Empathie in Integrationsprozessen und im Umgang mit Radikalisierung produktiv eingesetzt werden kann. Dies führt schließlich zu der Erkenntnis, dass Empathie per se weder als Hilfe noch als Hindernis in der Integrationspraxis und Radikalisierungsprävention gelten kann. Vielmehr muss ein differenzierter und reflektierter Umgang mit Empathie gepflegt und gefördert werden, um die Chancen, die sie bietet, zu nutzen, ohne dabei die mit ihr einhergehenden Gefahren aus dem Blick zu verlieren.
Bibliographic Metadata
- TitleEmpathie : Hilfe oder Hindernis bei aktuellen Integrationsaufgaben und dem Umgang mit Radikalisierung? / vorgelegt von Rebecca Meier
- Translated titleEmpathy : Help or hindrance in dealing with current integration matters and radicalization?
- Author
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- Published
- Description1 Online-Ressource (72 Seiten)
- Institutional NoteUniversität Paderborn, Masterarbeit, 2017
- AnnotationTag der Abgabe: 28.09.2017
- Date of Submission28/09/2017
- LanguageGerman
- Document TypesMaster Thesis
- URN
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- Reference
- IIIF
Empathy is increasingly used in everyday discourse and is often considered to be the root and the solution of problems at the same time. Misconduct, like gawking at a crash site, is frequently associated with a(n) (societal) empathy deficit. Simultaneously, an increase in empathy is demanded in order to prevent such incidents in the future. Discussions emerging around integration and the prevention of radicalization also accredit empathy a high significance. However, it often remains unclear why empathy is perceived as this crucial for an intact society. This master thesis begins with systemizing different definitions and concepts of empathy from past and present research, like those by Edith Stein and Mark H. Davis. What follows is a discourse between contrary positions about the necessity of empathy. Paul Blooms and Fritz Breithaupts critical approaches towards empathy prove to be very fruitful. As a result, differentiating between affective and cognitive empathy appears to be helpful when reflecting about how empathy can function as a productive instrument within processes of integration and radicalization. This leads to the conclusion that empathy per se is neither help nor hindrance. Instead, there is a need for cultivating and fostering a differentiated and reflective way of dealing with empathy in order to take the chances it is offering without losing track of the risks it holds.
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