Bibliographic Metadata
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- TitleEmotionen angehender Lehrkräfte : Explorationen des emotionalen Erlebens und der Emotionsregulation sowie Konzeption eines Trainings zur Förderung der kognitiven Neubewertung / Alexander Will, M.Ed. ; Erstgutachter: Prof. Dr. Tobias Jenert, Zweitgutachterin: Prof. in Dr. Karina Kiepe
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- Degree supervisor
- Published
- Description1 Online-Ressource (II, 59 Seiten) Diagramme
- Institutional NoteKumulative Dissertation Universität Paderborn, Dissertation, 2025
- AnnotationTag der Verteidigung: 09.04.2025
- Defended on2025-04-09
- LanguageGerman
- Document TypesDissertation (PhD)
- Keywords (GND)
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Zusammenfassung
Emotionen sind im Berufsalltag einer Lehrkraft omnipräsent. Die bisherige Forschung zu Emotionen im Lehrberuf hat insbesondere das emotionale Erleben und die Emotionsregulation von Lehrkräften in Bezug auf ihre unterrichtspraktischen Tätigkeiten in den Fokus genommen, wo-bei der Schwerpunkt auf amtierenden und erfahrenen Lehrkräften liegt. Die Lehrkräftebildung in Deutschland umfasst drei Phasen: das Lehramtstudium (erste Phase), den Vorbereitungsdienst (zweite Phase) sowie die berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung (dritte Phase) (Kultusministerkonferenz, 2022). Das Lehramtsstudium vermittelt die theoretischen und fachdidaktischen Grundlagen und umfasst in Nordrhein-Westfalen ein Praxissemester, das fünf Monate dauert und erste praktische Erfahrungen im Masterstudium bietet (Ministerium für Schule und Weiterbildung, 2010). Der Vorbereitungsdienst ist praxisorientiert und konzentriert sich auf die Anwendung sowie theoriegeleitete Reflexion der Praxis (Kultusministerkonferenz, 2022). Die dritte Phase, die berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung, ist auf die kontinuierliche Weiterentwicklung und Aktualisierung der beruflichen Kompetenzen amtieren-der Lehrkräfte im Sinne des lebenslangen Lernens ausgerichtet (Kultusministerkonferenz, 2022).Die erste und zweite Phase der Lehrkräftebildung sind hinsichtlich des emotionalen Erlebens und der Emotionsregulation von angehenden Lehrkräften vergleichsweise wenig erforscht. In Untersuchungen, die sich auf die Lehrkräftebildung beziehen, ist bisher wenig über potenziell emotionsauslösende berufliche Situationen außerhalb des Unterrichts bekannt. Zudem wurde die Vielschichtigkeit emotionalen Erlebens in diesen Phasen bislang unzureichend erfasst. Darüber hinaus existieren nur wenige Erkenntnisse über die Art und Weise, wie angehende Lehrkräfte mit ihren Emotionen in emotionsauslösenden beruflichen und privatberuflichen Situationen umgehen. Das Konzept der „privatberuflichen Situationen“ stellt einen neuen Ansatz dar, der auf den Erkenntnissen der im Rahmen dieser Dissertation präsentierten Studien basiert. Diese Situationen beziehen sich auf berufsbezogene Situationen außerhalb des regulären Arbeitsumfelds einer (angehenden) Lehrkraft. Beispiele privatberuflicher Situationen sind die Vorbereitung und Nachbereitung von Unterricht, das Ausarbeiten schriftlicher Unterrichtsplanungen und Ähnliches (Will, 2024).Die vorliegende Dissertation widmet sich den genannten Forschungsdesideraten und arbeitet diese in drei Beiträgen auf. Der erste Beitrag entstand im Kontext des Praxissemesters und untersuchte in einer digitalen fragegestützten Tagebuchstudie die Fragen: 1) Welche spezifischen emotionsauslösenden beruflichen und privatberuflichen Situationen erleben Praxissemesterstudierende in ihrem Alltag? 2) Welche Art von Emotionen – negativ oder positiv – erleben Praxissemesterstudierende in diesen spezifischen beruflichen und privatberuflichen Situationen? 3) Regulieren sie diese Emotionen situationsspezifisch? Der zweite Beitrag befasst sich mit ähnlichen Forschungsfragen, hierbei jedoch im Kontext des Vorbereitungsdienstes und somit in Bezug auf Lehramtsanwärter*innen. Als Forschungsmethode wurde die Experience-Sampling-Methode (ESM) eingesetzt. Für die Durchführung der ESM-Studie wurde eine Applikation zur Datenerfassung auf den Smartphones der Teilnehmen-den verwendet. Da diese Applikation üblicherweise für klinische Studien eingesetzt wird, wurde sie in Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister technisch weiterentwickelt und auf den Kontext der Lehrkräftebildung adaptiert sowie auf die Bedürfnisse der ESM-Studie abgestimmt. Die potenziell emotionsauslösenden Situationen, erlebten Emotionen und Emotionsregulationsstrategien der ersten Studie im Praxissemester dienten als Grundlage für die zweite Studie im Vorbereitungsdienst. Darüber hinaus wurden die potenziell emotionsauslösenden beruflichen und privatberuflichen Situationen in Absprache mit den Seminarleitungen der teilnehmenden Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) weiterentwickelt. Im Beitrag zur zweiten Studie werden die Befunde der beiden Kontexte gegenübergestellt. Folgende Forschungsfragen wurden dabei untersucht: 1) Wie bewerten angehende Lehrkräfte verschiedene, vorgegebene berufliche und privatberufliche Situationen im Praxissemester und Vorbereitungsdienst hinsichtlich ihrer emotionalen Valenz? 2) Welche Emotionen erleben angehende Lehrkräfte in diesen Situationen in beiden Untersuchungskontexten? 3) Welche Emotionsregulationsstrategie wenden angehende Lehrkräfte in diesen Situationen in beiden Untersuchungskontexten an? Der dritte Beitrag finalisiert die Dissertation und stellt die Konzeption, Durchführung, Auswertung und Evaluation eines selbstentwickelten Trainings für den Umgang mit Emotionen und belastenden Gedanken bei Lehramtsstudierenden vor. Das Training basiert auf den theoretisch-konzeptionellen Vorarbeiten und Annahmen sowie Erkenntnissen aus den ersten zwei Studien. Der dritte Beitrag befasst sich mit folgenden weiterführenden Forschungsfragen: 1) Welche Effekte hat ein Training auf die Tendenz zur Anwendung der gesundheitsfördernden Emotionsregulationsstrategie des kognitiven Neubewertens? 2) Inwiefern kann ein Training dazu beitragen, dysfunktionale Überzeugungen von Lehramtsstudierenden zu reduzieren? 3) Auf welche Akzeptanz stößt ein Training für den Umgang mit Emotionen und belastenden Gedanken bei Lehramtsstudierenden?
Abstract
Emotions are omnipresent in the professional life of teachers. Previous research on emotions in the teaching profession has primarily focused on teachers’ emotional experiences and emotion regulation in relation to classroom activities, with particular emphasis on in-service and experienced teachers. Teacher education in Germany is divided into three phases: the university-based teacher training program (first phase), the preparatory service (Vorbereitungsdienst) (second phase), and continuing professional development (third phase) (Kultusministerkonferenz, 2022). The university phase provides theoretical and subject-specific didactic foundations and, in North Rhine-Westphalia, includes a five-month school internship (Praxissemester) as part of the master’s program (Ministerium für Schule und Weiterbildung, 2010). The preparatory service (Vorbereitungsdienst) is practice-oriented and focuses on the application and theory-based reflection of teaching practices (Kultusministerkonferenz, 2022). The third phase—continuing professional development—aims to promote the ongoing development and enhancement of teachers’ professional competencies as part of lifelong learning (Kultusministerkonferenz, 2022).The emotional experiences and emotion regulation of prospective teachers in the first and second phases of teacher education have received comparatively little research attention. Existing studies on teacher education have so far provided limited insight into potentially emotion-inducing professional situations outside actual classroom teaching. Moreover, the complexity of emotional experiences during these phases has not yet been sufficiently explored. There is also limited knowledge about how prospective teachers regulate their emotions in emotionally demanding professional and semi-professional situations. The concept of semi-professional situations introduces a new perspective derived from the findings of the studies presented in this dissertation. These situations refer to work-related experiences that take place outside the regular school environment of (prospective) teachers. Examples include activities such as lesson preparation and follow-up or the development of written lesson plans (Will, 2024).This dissertation addresses the aforementioned research gaps through three contributions. The first study was conducted during the school internship (Praxissemester) and investigated the following research questions using a digitally guided diary study: What specific emotion-inducing professional and semi-professional situations do student teachers encounter in their daily routines during the school internship (Praxissemester)? What types of emotions—positive or negative—do they experience in these specific situations? Do they regulate their emotions depending on the situation? The second study investigates similar research questions in the context of the preparatory service (Vorbereitungsdienst), focusing on teacher trainees (Lehramtsanwärter*innen). This study employed the Experience Sampling Method (ESM). Data were collected via a smartphone application that was specially adapted and technically refined in collaboration with an external service provider. Although typically used in clinical research, the app was tailored to the context of teacher education and aligned with the methodological requirements of the ESM. The professional and semi-professional situations, emotional experiences, and emotion regulation strategies identified in the first study served as the foundation for the second. In addition, potentially emotion-inducing situations were expanded in consultation with seminar leaders from the participating teacher training centers. The second contribution compares the findings from the two educational contexts and addresses the following research questions: How do prospective teachers in the school internship (Praxissemester) and the preparatory service (Vorbereitungsdienst) assess various predefined professional and semi-professional situations in terms of emotional valence? What emotions do they experience in these situations across both contexts? Which emotion regulation strategies do they apply in these contexts? The third and final contribution of this dissertation presents the design, implementation, evaluation, and analysis of a self-developed training program that supports student teachers in dealing with emotions and distressing thoughts. This training is grounded in the theoretical assumptions and empirical findings of the first two studies and explores the following research questions: What effects does the training program have on the tendency to use the health-promoting emotion regulation strategy of cognitive reappraisal? To what extent can such a training program help reduce dysfunctional beliefs among student teachers? How well is a training program aimed at addressing emotional challenges and distressing thoughts accepted by student teachers?
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